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Unerwartetes Gastspiel

Wahre Stars sind bescheiden, machen kein großes Aufhebens um ihren Auftritt und verschwinden, sobald sich die High Society auf dem Parkett drängelt. Die kommt ja sowieso erst, wenn das Drumherum stimmt und vor allem, wenn es was G’scheits zum Trinken gibt. „Sehen und gesehen werden“ ist seit vielleicht drei Wochen das Motto auf unserer Gartenwiese, in der sich Löwenzahn, Wiesenschaumkraut und Gänseblümchen farbenfroh tummeln. Anfang April war das Wiesenparkett noch nicht so gut besucht und da habe ich ihn entdeckt, den heimlichen Star, von dem ich gar nicht wusste, dass er bei uns unterm Birnbaum wohnt.

Wiesen-Gelbstern

Mit Blumenzwiebeln geht es mir manchmal wie dem Eichhörnchen mit den Nüssen – ich vergrabe sie mit dem festen Vorsatz, mir Standort und Sorte genau zu merken, um beides nach kurzes Zeit prompt wieder zu vergessen. Deshalb war ich mir erst nicht sicher, ob das Blümchen nicht vielleicht eine in Vergessenheit geratene Pflanzung sein könnte. War es aber nicht, denn nach der Recherche hat sich ergeben, dass es sich bei dem zierlichen Gast wohl um einen Wiesen-Gelbstern (Gagea pratensis) handelt. Nie gehört, nie gesehen? Dann geht es Euch ähnlich wie mir. Ich musste erst mal nachlesen: Die Zwiebelpflanze gehört zu den Frühblühern im März/April und war früher ziemlich häufig in Wiesen und Äckern anzutreffen, tritt aber durch die intensive Bewirtschaftung nur noch vereinzelt auf. Unsere Gartenwiese wurde nicht im klassischen angelegt, sondern der Grund war früher vermutlich eine Viehweide. Das würde also passen. Das nächste Indiz ist der lehmige, feuchte Boden, auf dem die besagte Wiese wächst. Mich nervt der schwere Boden regelmäßig, weil er schwer umzugraben ist und an manchen Stellen mehr Moos hat als Gras, aber der Wiesen-Gelbstern oder Wiesen-Goldstern findet sowas gut. Den letzten Ausschlag hat für mich der Standort unter dem Birnbaum gegeben, denn das Liliengewächs liebt die Nähe von Obstbäumen. Passt alles, also müsste das kleine gelbe Sternchen wirklich einer der inzwischen (zumindest in Südbayern) selten gewordenen Wiesen-Gelbsterne sein, habe ich mir aus den Mosaikteilchen zusammen gereimt. Die Familie der Gelbsterne umfasst auch noch den Wald-Gelbstern (Gagea lutea), den Acker-Gelbstern (Gagea villosa), den Scheiden-Gelbstern (Gagea spathacea) und den Kleinen Gelbstern (Gagea minima), und die genaue Unterscheidung ist den Bildern nach zu urteilen nicht immer ganz einfach. Darum kann ich auch nicht garantieren, dass es nicht doch ein Acker-Gelbstern oder ein Wald-Gelbstern ist, den wir da im Garten haben.

Die Begegnung hat mich jedenfalls sehr gefreut. Ich hoffe, der kleine Stern beehrt uns nächstes Jahr wieder.